Auf dieser Seite
möchte ich euch ein wenig über Erich Fried erzählen.
Da gibt es zum einen Daten und Fakten in der Biografie (siehe
unten) - zum anderen habe ich in meiner kleinen Gedichtesammlung eine Auswahl von Gedichten, die allesamt dem
1979 erschienenen Band 'Liebesgedichte' entstammen, zusammen
gestellt.
Biografie
Erich Fried
wurde am 6. Mai 1921 in Wien geboren und wuchs dort auf;
sein Vater war Spediteur, seine Mutter Grafikerin. Er schrieb
bereits als Gymnasiast, war Mitglied einer Kinderschauspieltruppe,
bis der deutsche Einmarsch 1938 ihn "aus einem österreichischen
Oberschüler in einen verfolgten Juden verwandelte."
Der Vater wurde von der Gestapo ermordet. Fried gelang es, nach
London zu fliehen und in den folgenden Monaten auch seine
Mutter und mehr als siebzig andere Personen ins englische Exil
zu retten.
In den Kriegsjahren hielt sich Fried mit Gelegenheitsarbeiten
über Wasser, als Bibliothekar, Milchchemiker, Fabrikarbeiter.
Er schloss sich dem "Freien Deutschen Kulturbund" und
"Young Austria" an, später auch dem "Kommunistischen
Jugendverband", den er aber wegen dessen Stalinisierung
bereits 1944 [recte: 1943] wieder verließ. Im gleichen
Jahr erschien sein erster Gedichtband, "Deutschland",
im Exilverlag des österreichischen PEN.
Nach dem Krieg wird Fried Mitarbeiter an zahlreichen neugegründeten
Zeitschriften, in den frühen fünfziger Jahren festangestellter
politischer Kommentator der deutschsprachigen Sendungen der BBC;
1968 gab er wegen der unveränderten Kalten-Kriegs-Position
der BBC diese Tätigkeit auf. Schon vorher hatte er sich
mit der Übersetzung von Dylan Thomas, dem ersten größeren
Gedichtband ("Gedichte", 1958) und seinem einzigen
Roman ("Ein Soldat und ein Mädchen", 1960) einen
Namen gemacht, ab 1963 gehörte er der "Gruppe 47"
an; in dieser Zeit entstanden auch die ersten Übersetzungen
von Stücken Shakespeares. Eine Übersiedlung von London
nach Österreich oder Deutschland wurde erwogen, wegen der
Restauration der fünfziger und frühen sechziger Jahre
aber immer wieder verworfen.
1966 erschien sein Gedichtband "und Vietnam und", der
eine langandauernde öffentliche Diskussion (auch mit Kollegen)
über das politische Gedicht auslöste. In den folgenden
Jahren war Fried viel unterwegs - auf Vortragsreisen, Diskussions-
und Solidaritätsveranstaltungen -, nahm in vielen politischen
Fragen Partei (Pressekonzentration, Unterdrückung des Prager
Frühlings, Israel und die Palästinenser, Polizeiübergriffe,
Haftbedingungen politischer Gefangener) und wurde, als Folge,
mit Verleumdungen, Zensur und gerichtlicher Klage überzogen.
Er, der gegenüber dem politischen Gegner stets Liebenswürdige
und Verständnisvolle, hatte schnell mehr Feinde, als er
lieben konnte.
Erst 1977 erhielt Fried den ersten ansehnlichen Preis, den "Prix
International des Editeurs"; das prämierte Buch "100
Gedichte ohne Vaterland" erschien im folgenden Jahr in sieben
Sprachen (in den preisstiftenden Verlagen) und wurde das erste
erfolgreiche Buch, übertroffen lediglich von dem 1979 erschienenen
Band "Liebesgedichte". 1986 veröffentlichte er,
in der losen Form von 29 Prosastücken, seine Erinnerungen
("Mitunter sogar Lachen"). Der Ruhm und die großen
Literaturpreise (Bremer Literaturpreis, Österreichischer
Staatspreis, Georg-Büchner-Preis) erreichten Fried erst
als über Sechzigjährigen und schon lange Schwerkranken.
Erich Fried starb am 22. November 1988 während einer Lesereise
[in Baden-Baden] und wurde auf dem Kensal Green in London begraben.
(Entnommen aus: Erich
Fried: Gründe. Gesammelte Gedichte. Hg. von Klaus Wagenbach,
Berlin: Wagenbach 1989)
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